Unsere Loge

Zur Geschichte der Johannesloge
„Carl zu den drei Greifen“

Mit dem Siebenjährigen Krieg landete die schwedische Armee im Jahre 1756 an der pommerschen Küste, fasste Fuß und setzte in Greifswald, wo größtenteils das Hauptquartier war, eine schwedische Armee-Loge in Tätigkeit, deren Meister der General-Lieutnannt Baron von Saltza war.
Unbekümmert der Auflagen der 1754 gegründeten Mutterloge in Göteborg arbeiteten die Offiziere der schwedischen Armee rege und nahmen auch zivile Mitglieder auf wie Prof. Johann Carl Dähnert, der im April 1761 Freimaurer wurde.
Die Göteborger Loge hatte drei Tochterlogen La Charitè in Stralsund, in der Garnisonsstadt Kristianstad und in Greifswald.Die Svenska Armee-Loge zählte 110 Mitglieder. 

Die schwedische Armee verließ im Sommer 1762 Greifswald. Ein inniger Wunsch der verbliebenen deutschen Brüder war es, weiter zu arbeiten. Daraufhin erwirkten sie ein „ Constitorial“ vom Logenmeister Baron von Saltza. Dieser ernannte Carl Dähnert zum deputierten Meister und ermächtigte ihn für die schwedische Armee-Loge weiter zu arbeiten.
Am 19.August 1762 setzte Dähnert die erste Arbeit an. Sieben Hiesige, sechs aus der Mutterloge und einige Stralsunder waren zugegen.

Nun machte man Freimaurerei in ungewöhnlichem Tempo und hatte am ersten Tag folgendes Programm:

– Die 2 Meister neben Dähnert wurden zu Aufsehern eidlich verpflichtet. 

– Die geöffnete Loge nahm den Namen „Zu den drei Greifen“ an.

– Die 4 Lehrlinge wurden zu Compagnons, also Gesellen, befördert.

– 1 Suchender und 2 dienende Brüder wurden aufgenommen.

– 2 Suchende wurden angemeldet.

– Nach der Tafelloge begab man sich in den Garten und Lampen erleuchteten ausgestellte freimaurerische Symbole.

Bereits zwei Tage später, am 21. August 1762, wurden die vier Gesellen zu Meistern befördert und Dähnert konnte die Loge verbessern, indem er die Ämter „Sekretär“ und „Zeremonienmeister“ besetzte.
Am 11. September 1762 verpflichtete Dähnert seinen deputierten Meister, und am 21. September einen neuen Zweiten Aufseher.
Am 30. September 1762 ist der Tresorier (Schatzmeister) erwählt worden.

Die Loge war vollkommen!

Große Freude herrschte bei den Brüdern an dem Tag, als bekannt wurde, dass der König das Protektorat über die Freimaurerei in Schweden übernommen hatte und, nicht ganz unwichtig, sich an den Kosten beteiligen wollte. Gleichzeitig stellte man dem König die Greifswalder Loge vor.  Die junge Loge arbeitete viel und erfolgreich. Und wie das häufig in solchen Momenten ist: Plötzlich sah sie sich großen Schwierigkeiten ausgesetzt. In Schweden fand sich der Umstand, dass die so arbeitsame und gewinnende schwedische Armee-Loge kein gültiges Patent besaß und somit auch nicht das Recht hatte, andere Logen zu konstituieren. Die Legitimität konnte also nicht anerkannt werden.
Es war das große Verdienst des Bruders von Essen, der sich in Stockholm stark und eifrig bemühte, diesen leidigen Umstand zu korrigieren.

Das Ergebnis war: Im Spätherbst des Jahres 1762 adoptierte die Große Landesloge von Schweden die Armee-Loge nebst ihrer beiden Töchter, der Loge „Le Charitè“ in Stralsund und „Zu den drei Greifen“ in Greifswald. Sie verlieh allen dreien insgesamt die Nr. 11 in dem Großen Matrikel. Damit war die Konstitution angeordnet.

Die Zustellung der Konstitutionsurkunde verzögerte sich aus Gründen, die innerhalb der großen Landesloge von Schweden zu suchen sind.
Erst am 17. Februar des Jahres 1763 war es dann endlich so weit, die Urkunde traf in Greifswald ein.
Es gab nun keine Zweifel mehr über Rechtmäßigkeit, gesetzmäßige Existenz und winkelrechter Arbeit. Die Brüder hatten nun Gewissheit.

Auch die Besonderheit dieser Konstitutionsurkunde soll hier Erwähnung finden. 

Der schwedische Landesgroßmeister verfügte, dass die pommerschen Logen nur die ersten drei Grade des schwedischen Systems bearbeiten durften. Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, deren Mitglied unsere Loge erstmals 1786 wurde, erkannte den 20.Juli 1762 (Saltza-Patent) als das eigentliche Gründungsdatum unserer Loge an, weil auch die Große Landesloge zu Stockholm den zweifelsfreien Nachweis führen konnte.

Einige Brüder der ersten Stunden:

– KARL-FRIEDRICH REHFELD, der erste Zeremonienmeister und spätere Rektor der Universität

– der Mediziner ANDREAS WESTPHAL, Begründer der anatomischen Sammlung der Universität und deren Rektor, wurde am 19.08. 1762 zum Ersten Aufseher verpflichtet

– THOMAS HEINRICH GADEBUSCH, Schöpfer der Gadebusch-Sammlung im Stockholmer Reichsarchiv und der nach 2tägigem Gesellengrad am 21. August 1762 zum Meister befördert wurde und gleichzeitig das Amt des Sekretärs übernahm. 

– JOHANN GOTTFRIED QUISTORP, Zweiter Aufseher unserer Loge und der Zeichenlehrer Caspar David Friedrichs

– der gleichnamige Sohn des Botanikers CHRISTIAN EHRENFRIED WEIGEL, 1806 aufgenommen und Leibarzt von Carl von Södermannland, später Karl XIII 

Wie geht's weiter?

Unvorstellbar viele Geschichten, lustige, traurige, eine Unmenge an Vorträgen, Trinksprüchen und reichlich verschossenes rotes und weißes Pulver lassen sich vermuten. Es gäbe viel zu berichten aus einer langen Geschichte; von der Arbeit in der Domstraße, Brüggstraße, dem Logenhaus am Mühlentor.

Und auch heute sind wir in der glücklichen Lage, in ein festes Haus einzuladen.

Hier noch einige Stichworte aus der langen Geschichte:

– die Zeit der strikten Observanz, der Dähnert zeitlebens treu blieb

– Beitritt zur Großen Landesloge von Deutschland 1786

– dann wieder der Anschluss an die Große Loge von Schweden 1800 mit dem neuen Namen“ Carl zu den drei Greifen“

– das Verhältnis zur Greifswalder Andreasloge „ Zum leuchtenden Nordstern“

– die französische Besatzung und die gemeinsame Arbeit mit französischen Brüdern

– dem erneuten Beitritt zur Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, nachdem Pommern zu Preußen kam 

– das neue Logenhauses am Mühlentor wurde am 01. Juli 1841 eingeweiht

– die Arbeiten der Stiftungen, karitative Leistungen

– Größe und Bedeutung der aufgebauten Bibliotheken

– Übergabe großer Vermögensteile an die Universität 09. April 1935

– heimliche Treffen in der Dunklen Zeit

– Neuanfang mit Weihe des neuen Tempels am 02.09.2012